Internationaler Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni 2024 – die Kindernothilfe setzt darauf betroffene Kinder und Jugendliche in den Dialog über Kinderarbeit einzubeziehen
Die Weltgemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt bis 2025 die schlimmsten Formen von Kinderarbeit zu beenden. Doch von diesem Ziel sind wir weit entfernt.
Laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation arbeiten derzeit 160 Millionen Kinder weltweit, rund 80 Millionen von ihnen sogar unter besonders schweren, ausbeuterischen und gesundheitsgefährdenden Bedingungen – warnt die Kindernothilfe anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit.
In Workshops und Befragungen werden nun die Kinderarbeiter:innen selbst gehört und die betroffenen Kinder und Jugendlichen in den Dialog über Kinderarbeit einbezogen – denn wie Kindernothilfe-Österreich-Geschäftsführer Gottfried Mernyi meint: „Erst wenn die Stimmen der Kinder gehört und ernstgenommen werden, können wirksame Schritte gegen die Ausbeutung vorgenommen werden“
Die Kindernothilfe und ihre Projektpartner weltweit haben in den letzten Jahren begonnen, lokal aktive Organisationen von Kinderarbeitern weltweit zu vernetzen. Ziel dieses Austausches ist es vor allem, die Anliegen und Lösungsansätze der Betroffenen stärker in die internationale Debatte über die Abschaffung von Kinderarbeit einzubringen.
So fand in Ruanda ein Treffen von 63 dieser Organisationen aus 16 Ländern statt. Beim African Children Summit in Nairobi wurden ihre Vorschläge und gemeinsamen Forderungen in der sogenannten „Kigali-Declaration“ der Öffentlichkeit präsentiert. In der Folge haben auch lokale Workshops in Bolivien, Nepal, Bangladesch und heuer im Mai 2024 ein Vernetzungstreffen in Istanbul stattgefunden.
Gottfried Mernyi : „Es ist in den letzten fünf Jahren zweifellos gelungen, dass weltweit dem Thema in Politik, Wirtschaft und der Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Innerhalb der EU ist mit der Annahme eines Lieferkettengesetzes durch das Europäische Parlament ein erster Schritt gesetzt worden, damit die EU-Mitgliedsstaaten in die unternehmerischen Sorgfaltspflichten auch wirksamere gesetzliche Auflagen gegen Kinderarbeit integrieren“.
Fazit: Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sehen nicht in einem weltweiten Verbot von Kinderarbeit die Lösung. Aus ihrer Sicht sind vielmehr konkrete Maßnahmen in fünf Bereichen notwendig: Armutsbekämpfung, Schutz vor ausbeuterischer Kinderarbeit, frei zugängliche und qualitativ bessere Bildung, Schutz gegen Gewalt und Diskriminierung und die Teilhabe von Betroffenen.
Die Kindernothilfe Österreich unterstützt dieses Anliegen nachdrücklich und setzt sich anlässlich des Internationalen Tages gegen Kinderarbeit dafür ein, bei den künftigen Bemühungen gegen Kinderarbeit auch konkrete Schritte im Sinne der Vorschläge der Kinderarbeiter:innen zu bedenken.
Fotocredits: Jakob Studnar / Kindernothilfe – PROJEKT 31210 – ZIEGELEI im Dorf PRATAPUR / CHANDRAPUR – Kinderarbeiter in der Ziegelei Paltua Brick Factory am 23.01.24 im Dorf Pratapur in Nepal. An diesem Ort leben und arbeiten Familien bis zu 6 Monate im Jahr. Die Kinder gehen in dieser Zeit nicht zur Schule. Ab Mai, wenn die Regenzeit einsetzt, ziehen die Familien wieder in ihre Dörfer. Die jüngsten Kinderarbeiter sind 6 Jahre alt. Für 1000 gefertigte Ziegel erhält eine Familie 900 NRP (6 Euro). Dafür braucht eine Familie 1 bis 2 Tage.
Über die Kindernothilfe Österreich
Die Kindernothilfe Österreich ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien, der weltweit Projekte rund um Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe unterstützt.
Der Gründung im Jahr 1996 zugrundeliegend ist die Vision benachteiligten Kindern in den ärmsten Regionen der Welt eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Zu 100 % spendenfinanziert engagiert sich die Kindernothilfe Österreich u.a. für Themen wie Kinderrechte, Bekämpfung von Armut, Ernährungssicherung, Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung, Schutz vor Gewalt und gegen ausbeuterische Kinderarbeit und sexuelle Ausbeutung.
Im Verbund mit anderen Kindernothilfe Organisationen setzt die Kindernothilfe Österreich gemeinsam Projektschwerpunkte in mehr als 30 Ländern in Lateinamerika, Afrika und Asien. Dabei erfolgt die Zusammenarbeit ausschließlich mit lokalen Partnerorganisationen, die mit den Bedürfnissen vor Ort vertraut und in der Arbeit mit Kindern erfahren sind. Etliche der Partnerorganisationen haben einen christlichen Hintergrund, die Förderung der Mädchen und Buben geschieht jedoch unabhängig von ihrer Religions- oder Kirchenzugehörigkeit.
Seit 2005 ist auch die humanitäre Hilfe ein wesentlicher Bestandteil in der Projektarbeit. Hier legt die Kindernothilfe Österreich neben der Soforthilfe nach einer Katastrophe ein besonderes Augenmerk auf den Wiederaufbau von Strukturen, Einkommen schaffenden Maßnahmen und den Aufbau von Kinderzentren, sogenannten Child Friendly Spaces.
Im Herbst 2023 wurde die Singer-Songwriterin Neiyla anlässlich des Welttags der Kinderrechte bei einem Event im MQ – Museumsquartier Wien als Kindernothilfe Botschafterin vorgestellt. Mehr über Neiyla im KÜNSTLERFAMILIE-Porträt.
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